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Erzählen ist Interpretieren

Dass die von manchen Zeitgenossen als Regie-Willkür verteufelte Hinterfragung von Oberflächen ein wesentliches Hilfsmittel zum Überleben der Oper in optisch überdeter-minierten Zeiten ist, bewies der aus der Horres-Schule hervorgegangene Regisseur Elmar Fulda. Nach der Musteraufführung von Fortners >Perlimplin< rechtfertigte Fulda in Udo Zimmermanns >Wundersamer Schusters-frau< die Skepsis des Komponisten vor dem literarisch vorgegebenen Happy-End, indem er schlüssig ein Kind als ausgeschlossenen Dritten, ja als Opfer der wiederver-einigten Gatten zeigte. Da war García Lorcas Farce über das Ende der Musik hinaus in deren Sinn produktiv fortge-schrieben worden: ein Exempel jener Kategorie, die Ernst Bloch das Nachreifen der Kunstwerke in ihrer Rezeptions-geschichte genannt hatte.

Ulrich Schreiber

elmar fulda | regisseur